Informationen zum Breitbandausbau in Freiensteinau

Anbei ein Artikel aus dem SB vom 09.10.2020, der einen ganz guten Überblick über die derzeitge Situation gibt.

 

Wettlauf zweier Anbieter (SB – 09.10.2020)

Neben GöTel will auch TNG den Breitbandausbau vorantreiben

 

Im Schlitzerland bahnt sich ein Wettlauf um die Vergabe der Glasfaseranschlüsse an: neben dem Göttinger Unternehmen GöTel, dass sich schon vor einiger Zeit die Rechte für Anschlüsse reserviert hat, tritt nun auch die Firma TNG Stadtnetz aus Kiel auf den Plan.

 

 

GöTel setzt gegenwärtig auf Vectoringtechnik, das heißt, das Glasfaser wird bis zu den Verteilerkästen gelegt, und in die Haushalte führen weiterhin die vorhandenen Kupferkabel. TNG verspricht dagegen Glasfaser bis in jeden Haushalt, wodurch die Leistungsfähigkeit der Internetanschlüsse erhöht wird. TNG bekommt dabei Rückenwind vom Landkreis: Geschäftsführer Dr. Volkmar Hausberg traf sich mit Landrat Manfred Görig und Bigo-Geschäftsführer Raphael Kupfermann im Lauterbacher Landratsamt, wie der Kreis in einer Pressemitteilung berichtet. Immer wieder hätten in der Vergangenheit rechtliche Vorgaben für Zeitverzögerungen beim Breitbandausbau gesorgt, nun entpuppe sich genau dieser Umstand als Glücksfall heißt es da. Denn: Die Kieler Firma TNG Stadtnetz wolle den Vogelsberg peu à peu mit schnellem Internet versorgen – und zwar mit einem eigenen Glasfasernetz und kostenlosen Hausanschlüssen, wie ankündigt. Zahlreiche Glasfaser-Projekte hat TNG im hohen Norden bereits realisiert. „In Schleswig-Holstein sind wir mehr oder weniger fertig, es gibt keine größeren Gebiete mehr, die es zu erschließen gibt“, schildert Hausberg die Aktivitäten seines Unternehmens, die es nun auf Hessen ausgedehnt hat. Landrat Manfred Görig blickt im Gespräch mit Hausberg noch einmal auf die vergangenen Jahre zurück „Unsere Strategie war der FTTC-Ausbau, etwas anderes war für uns nicht finanzierbar.“ Ein FTTHAusbau – also Glasfaser bis ins Haus – hätte uns über 100 Millionen Euro gekostet. FTTC (Fiber to he Cube) bedeutet: Das Glasfaserkabel wird bis in die grauen Verteilerkästen gelegt, die werden – wie jetzt in vielen Orten im Vogelsbergkreis – mit Vectoring-Technik aufgerüstet, um höhere Bandbreiten zu erzielen. Auf der Strecke von den Verteilerkästen zu den Häusern werden weiterhin die Telefonleitungen aus Kupfer genutzt, die den Flaschenhals darstellen und nur begrenzte Bandbreiten übertragen können. Zunächst wollte die Bigo in Eigenregie den Vogelsberg und die Wetterau erschließen, da kein einziges Unternehmen den Ausbau übernehmen wollte. Das änderte sich, später trat die Telekom auf den Plan, die im Moment den geförderten Ausbau, also die Erschließung der Gewerbegebiete und Schulen, im Vogelsberg umsetzt. „Das war ein großer Zeitverlust“, bilanziert Landrat Manfred Görig und spricht einen weiteren Umstand an, den der Vogelsbergkreis nicht beeinflussen konnte: Parallel zum geförderten Ausbau wollte die Telekom die Kabelverzweiger mit Vectoring ausrüsten, doch ein Großteil der grauen Kästen ist durch ein weiteres privates Telekommunikationsunternehmen, die Firma GöTel, reserviert, das Teile des Kreises ebenfalls privatwirtschaftlich erschließen will.

 

 

Der privatwirtschaftliche Ausbau hat Vorrang vor dem öffentlich geförderten Ausbau, so die Bundesnetzagentur. „Jetzt haben wir die Chance auf die Glasfaserhausanschlüsse mit Bandbreiten von bis zu 1000 Mbit/s“, so der Landrat. Dr. Volkmar Hausberg pflichtet bei: „Glasfaser ist die Zukunft.“ Daher bietet TNG nun in den ersten Kommunen im Kreis die Erschließung bis ins Haus an. In einer Pilotgemeinde wird Anfang nächsten Jahres mit den Bauarbeiten begonnen. Die ersten Anschlüsse könnten demnach „in der zweiten Jahreshälfte“ freigeschaltet werden, kündigt der TNG-Geschäftsführer an. Aktiv wird das Unternehmen allerdings erst, wenn es mit seinen Anschlüsssen 40 Prozent der Haushalte abdecken kann. „Die Menschen hier haben lange auf schnelles Internet gewartet, es ist gut, wenn auch der privatwirtschaftliche Ausbau so zügig umgesetzt werden kann“, betont der Landrat. „Wenn ein Unternehmen Glasfaser zu uns bringt und die Bevölkerung es annimmt, dann ist das eine Sache, die positiv ist für den Vogelsbergkreis.“ Und: „Sie ist vor allem auch wirtschaftspolitisch interessant.“ Gerade in jüngster Zeit gibt es Zuzug in den Vogelsbergkreis – vor allem in Gemeinden, die eine gute Verkehrsanbindung haben. „Aber die erste Frage ist stets: Gibt es hier Internet? Wenn es das nicht gibt, wird das Dorf sofort von der Liste gestrichen.“ Von daher: Auch der Wert einer Immobilie wird davon abhängig sein, ob ein Glasfaseranschluss vorhanden ist oder nicht. „Wenn wir neben unseren Gewerbegebieten auch die Wohnviertel in den Städten und Dörfern mit schnellem Internet ausstatten können, gewinnen wir als Region insgesamt“, weiß Landrat Görig.

 

 

„Diesen Weg müssen wir einschlagen und da müssen alle mitmachen. Wir dürfen den Anschluss nicht verlieren – und da setzen wir auch auf Sie“, so Landrat Görig abschließend an die Adresse des TNG-Geschäftsführers gerichtet und gibt damit seine Präferenz für TNG preis. Mit dieser Pressemitteilung ergreift der Kreis Partei für einen der beiden im Vogelsberg tätigen Breitbandausbau-Unternehmen. GöTel hat sich in der Region einen eher schlechten Ruf erworben. Erster Stadtrat Willy Kreuzer zum Beispiel hat sich schon während einer Stadtverordnetenversammlung kritisch über GöTel geäußert, da das Unternehmen zwar die Verteilerkästen für sich reserviert hat, aber noch nicht tätig geworden sei. Das weiß auch Markus Schaumburg von GöTel, der eigentlich für den Raum Kassel zuständig ist, aber auch einen Blick auf Mittelhessen hat. Dabei könnte es auch mit GöTel schnell gehen. „Wir haben mehr Kapazitäten, als wir verbauen können“, beteuert Schaumburg. GöTel hatte im vorvergangene Jahr den bisherigen Anbieter ORNetwork aufgekauft und damit die Verträge für die Bestückung der Verteilerkästen mit Glasfaser geschlossen. An sich würde GöTel auch Glasfaserkabel bis an die Haustür bauen, aber dafür habe das Unternehmen noch nicht die entsprechenden Verträge. „Im Vogelsberg ist die Not am größten“, zeigt sich Schaumburg verständnisvoll. Die GöTel sieht nach den Worten Schaumburgs Glasfaser, den FTTH-Ausbau (Glasfaser bis ins Haus) ganz klar als die Technologie, die zukünftig unverzichtbar sein wird. Glasfaser bis ins Haus sei unbegrenzt leistungsfähig und bietet jetzt schon einzigartige Vorteile für heute, morgen und übermorgen. Somit plane die GöTel weiterhin die Standorte mit FTTH-Glasfaser zu versorgen. Die von GöTel ausgebauten Strecken sind bereits mit den für FTTH benötigten Komponenten verbaut worden. Vectoring stellt hier lediglich eine Zwischenversorgung dar. GöTel hat für Teile des Vogelsberges auch schon einen festen Fahrplan: „Wir planen die Fertigstellung aller Vectoring-Anschlüsse im Cluster 1 bis Ende Oktober.

 

 

Dies betrifft die Gemeinden Hartmannshain, Herchenhain, Sichenhausen, Kaulstoß, Burkhards, Vaitshain, Nösberts-Weidmoos, Steinfurt, Altenschlirf und Schlechtenwegen. Für Cluster 2-Nord ist die Fertigstellung bis Ende November vorgesehen. Dies betrifft die Lautertaler Gemeinden Engelrod, Eichelhain, Eichenrod, Hörgenau, Hopfmannsfeld und Dirlammen, sowie die Herbsteiner Stadtteile Lanzenhain und Rixfeld. Dort aktuell noch bestehende Lücken in den Backbone-Strecken planen wir ab der 42. Kalenderwoche zu schließen. Anschließend wird die Glasfaserleitung eingeblasen“, erklärt Schaumburg. Rainrod, Wingershausen, Eichenrod, Michelbach, Rudingshain, Busenborn und Breungeshain sollten bis Ende Dezember versorgt sein. Dann sollten Ulrichstein, Freiensteinau und Homberg folgen. In diesem Bereich hat aber auch schon TNG Interesse angemeldet und jüngst in Freiensteinau eine Informationsveranstaltung durchgeführt. Im Schlitzerland richtet TNG sein Augenmerk auf die Stadtteile Bernshausen, NiederStoll, Ober-Wegfurth, Queck, Rimbach, Ützhausen und Unter-Schwarz. Am 15. Oktober möchte das Unternehmen um 17 und um 19 Uhr über seine Pläne informieren. Die Planungen von GöTel bleiben von den Aktivitäten der TNG unbeeinflusst, erklärt Markus Schaumburg. Allerdings könne es Konflikte geben, wenn zwei Anbieter in einem Ort auftauchen, nicht nur wegen dann verstärkter Baumaßnahmen, sondern auch, weil beide Telekommunikationsunternehmen nur ab einer bestimmten Quote von Anschlüssen den Ausbau in Angriff nehmen werden.